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Text: Helga Salge-Rasteik

Fotos: Heike Lange

Redaktion: RG-Nord Pressestelle

 

An diesem Seminar nahmen 22 Personen teil. Frau Krivy stellte sich zunächst vor und begann mit Theorie.

 

Der theoretische Teil

 

Es wurde eine Frage an die Teilnehmer gerichtet: Was sind kognitive Fähigkeiten beim Hund? Bei kognitiven Fähigkeiten handelt es sich um Wahrnehmung durch Sinne. Die Sinne sind: Sehen, Riechen, Hören, Schmecken, Fühlen, Tasten. Die Sinnesorgane sind erforderlich zur Aufnahme und Verarbeitung von Reizen. Durch Wahrnehmung ergibt sich eine Bewusstwerdung bzw. Interpretation und daraus folgend eine Reaktion des Hundes. Vierbeiner agieren über Laute und Mimik. Die Entwicklung der Sinne erfolgt bereits im Uterus. Dies sollte bei einer tragenden Hündin berücksichtigt werden. Die Wahrnehmung beginnt bereits wenige Stunden nach der Geburt, das Sehen nach 10−14 Tagen, das Hören nach 17 Tagen.

 

Wie sieht der Hund? Der Hund sieht besser als der Mensch: Wir nehmen 25 Bilder pro Sekunde auf, der Hund 40−45 Bilder. Welche Farben nehmen sie auf? Hunde sehen Farben anders, blau ist gut zu sehen, grün gar nicht. Bei Blau gibt es die maximale Jagdtätigkeit im Morgengrauen, dann ist der Bestandteil in der Luft am größten. Gelb erscheint unserem Gefährten blassgelb, rot wird als orange wahrgenommen.

 

Das Auge

 

Die Art des Sehens ist abhängig von der Schädelanatomie. Beim Mops ist sie ähnlich wie beim Menschen. Hunde mit kurzen Schnauzen haben keine Rundumsicht (Cavalier-King-Charles-Spaniel). Tiere mit langen Schnauzen (Windhunde) zeichnen sich durch ein präzises Sehen aus. Liegen die Augen weiter seitlich, ergibt sich ein großes Gesichtsfeld. Es ist aber kein scharfes Sehen möglich.

 

Das Ohr

 

Das Hören im Obertonbereich ist wichtig für die Jagd: Hohe Töne sind besser zu lokalisieren als tiefe. Vierbeiner kommunizieren untereinander im Obertonbereich. Sie sind stark akustisch orientiert, auch in der Kommunikation mit dem Menschen. Hunde kommunizieren über Laute. Große Ohren gibt es bei Jagdhunden, Schlappohren unterstützen den Tunneleffekt.

 

Die Nase

 

Unser Vierbeiner hat 350 Atemstöße in der Minute, der Mensch nur 130−150. Das Jacobsonsche Organ meldet auf kurzem Dienstweg die Informationen direkt ins Emotionsgehirn. Es gibt eine Arbeitsteilung der Nasenlöcher: rechts für Eindruck und Bewertung, links für gründliche Untersuchung.

 

Über die Sinne gibt es ein Nachschlagewerk „Die Sinne des Hundes“, B. Rauth-Widmann, Kosmos-Verlag, 24,99 €.

 

Nach diesen Informationen über die Sinne des Hundes kamen wir zum praktischen Teil im Vereinshaus. Die folgenden Übungen wurden von Petra mit der Video-Kamera aufgezeichnet.  

 

Der praktische Teil

 

Übung 1

Der Hund wird ins "Sitz" gebracht. Der Hundeführer (in Folge HF abgekürzt) geht zur Fensterbank, nimmt sich einen Kuchenteller, befüllt ihn mit Futterbrocken, stellt ihn auf den Boden in ca. 1 m Entfernung mit dem Befehl "nein" und setzt sich auf den Stuhl in ebenfalls 1 m Entfernung vom Teller. Der HF darf keine Regung zeigen, nichts sagen, muss 2 Minuten ausharren, währenddessen die Kamera läuft. Hat der Vierbeiner nicht gefressen, wird er belohnt.

 

Übung 2

Diesmal steht der Stuhl so, dass der HF mit der Seite zum Hund sitzt. Der Futterteller steht wieder in der Mitte.

 

Übung 3

Jetzt steht der Stuhl so, dass der HF mit dem Rücken zum Vierbeiner sitzt.

 

Übung 4

Der Hund wird wieder abgesetzt. Jetzt verlässt der HF den Raum durch die Tür.

 

Bei allen Übungen gab es unterschiedliche Reaktionen unserer Fellmonster: Bei vielen waren Gähnen, Speicheln, hilfesuchende Blicke zu den Seminarteilnehmern, Herumgehen um den HF sowie langsames Heranschleichen an den Teller zu beobachten. Beendet wurde dieser erste Seminartag mit einer Kaffeepause auf der Terrasse.

 

Der 2. Tag

 

Der 2. Tag begann gleich mit weiteren Übungen auf der grünen Wiese. Petra hatte aus einem leichten Gitterzaun ein V aufgebaut. Auf der dem Eingang gegenüber liegenden Seite wurde immer eine Schüssel mit Futterbrocken hingestellt.

 

Übung 1

Der HF steht vor dem V, neben ihm eine andere Person mit dem Hund an der Leine. Der HF geht in das V, füllt die Schüssel mit lockenden, animierenden Geräuschen, geht auf gleichem Weg zurück zu seinem Hund. Der Vierbeiner wird abgeleint und darf sich das Futter holen.

 

Übung 2

Der HF wartet mit seinem angeleinten Hund vor dem V, der Helfer geht herum in das V, gibt Futterbrocken in die Schüssel, geht auf demselben Weg zurück. Der HF leint seinen Vierbeiner ab.

 

Übung 3

Zwei HF stehen vor dem V. Eine Person geht mit dem angeleinten Hund in das V, lässt den Hund die Schüssel leeren, legt neue Futterbrocken mit lockenden Geräuschen in die Schüssel und entfernt sich. Der wartende Vierbeiner wird abgeleint und soll es nachmachen.

 

Übung 4

Zwei Personen sitzen auf Stühlen gegenüber, ein Hund wird mit einer langen Leine gesichert. Die Menschen unterhalten sich über einen Stift, geben ihn hin und her, wobei sie immer einen Satz mit "Stift" beenden. Dann wird der Stift auf einem Podest abgelegt. Man wartet ca. eine Minute und fordert dann den Hund auf mit "Such" oder "Bring" den Stift zu holen.

 

Übung 5

Im Haus wird ein Hovi an der Leine gesichert. Zwei Näpfe unterschiedlicher Größe, einer mit viel, der andere mit wenig Futter werden auf dem Fußboden abgestellt. Beide Schüsseln werden mit Deckeln gesichert. Der Helfer deckt dreimal beide Näpfe langsam auf und zu. Jetzt steht die Fremdperson auf, tritt einen Schritt zurück. Der Vierbeiner wird abgeleint und darf sich das Futter holen. Hierbei ist festzustellen, dass fast alle Hunde zuerst zur kleinen Schüssel streben, dann aber aus dem großen Napf fressen.

 

Übung 6

Ein Hund wird abgesetzt. Der Helfer befüllt zwei Schüsseln mit zwei bzw. sieben Futterbrocken, lässt diese langsam und geräuschvoll in die Näpfe fallen. Dann kommen Deckel darauf. Der Helfer tritt zurück, der Vierbeiner wird abgeleint und darf sich bedienen. Die meisten Hunde bewegten sich zielstrebig auf die Schüssel mit den sieben Futterbrocken zu.

 

Nach der Mittagspause am leckeren Grillbüfett zeigte Petra uns die Video-Aufnahmen. Das war sehr interessant und informativ, da man jetzt schonungslos sah, wie sich unser Vierbeiner und auch wir bei den einzelnen Aufgaben angestellt bzw. präsentiert hatten. Hierbei haben wir uns dann nebenbei mit Kaffee, Kuchen und Süßigkeiten gestärkt, um den Energiehaushalt wieder aufzufüllen.

 

Dieses Seminar war wieder sehr informativ, hat uns viele Möglichkeiten der Beschäftigung unseres Fellmonsters aufgezeigt. Die Art und Weise, wie Petra das Seminar mit Kommentaren, Anekdoten sowie Beispielen begleitete, ist immer wieder faszinierend und ein absoluter Hochgenuss. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund! Es ist einfach köstlich ihr zuzuhören.

 

Vielen Dank, liebe Petra, und auch Dank an Thorsten und Alex für die Organisation!

 

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