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Curt Friedrich König

  Kurt Friedrich König

Die Geschichte und Entstehung der Rasse Hovawart ist eng verknüpft mit dem Namen Kurt Friedrich Königs. 1896 geboren hatte er in den 1920er Jahren damit begonnen, einen ganz bestimmten Hundetypus zu züchten. Er hatte damals sehr klare Vorstellungen von seinen Zuchtzielen, die neben manchen äußeren Kriterien vor allem auf bestimmte Wesensmerkmale ausgerichtet waren.

 

Der Name „Hovawart“ geht auf bereits ältere Schriften zurück und bedeutet „Hofwächter“. Im Mittelalter waren damit Hunde gemeint, die als Wach- und Hofhunde zum Einsatz kamen. Als kluge und mutige Bewacher von Herden oder Hab und Gut gegenüber Mensch oder auch wilden Tieren waren sie für ihre Besitzer wertvolle Begleiter. Wie viele größere Bauern- und Hofhunde zu dieser Zeit waren auch sie vielfältig einsetzbar.

 

Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurden solche Hunde in Deutschland immer weniger. Herden mussten nur noch selten vor Raubtieren beschützt werden und flinkere Schäfer- und Hütehunde kamen stattdessen öfter zum Einsatz. Auch auf den Höfen verschwanden diese Hunde langsam. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sammelten sich um König Liebhaber dieses ursprünglichen Hundetypus und sie beschlossen, diese Hunde vor dem gänzlichen Verschwinden zu bewahren.

 

Für die gezielte Zucht der „neuen“ Hovawarte schauten sich König und seine Mitstreiter nach verbliebenen, typmäßig ähnlichen Hunden um und begannen mit ihnen die Herauszucht der Rasse. Das Ziel war ein intelligenter und überlegsamer Wächter, der Situationen einzuschätzen vermochte. Im Gegensatz zu anderen Hunderassen, sollte er dabei nicht gedrillt werden müssen, sondern selber entscheiden können, wann er sich einsetzen muss. Seinem Menschen treu ergeben ist er unbestechlich und mutig wenn Gefahr droht aber niemals grundlos aggressiv oder leicht reizbar. Im Alltag ist er nicht nur ein Begleiter, sondern auch ein Helfer, der für seinen Menschen verschiedene Aufgaben erfüllen kann. Daher wurde auch auf eine gute Nasenveranlagung und Bringlust geachtet. Wasserscheue und zu stark ausgeprägte Wildpassion waren hingegen unerwünscht. Das äußere Erscheinungsbild musste in erster Linie zweckmäßig sein: Das lange Fell sollte wetterfest und regenabweisend sein, die Fellfarbe war nicht festgelegt, der Körperbau sollte nicht zu schwer und nicht zu leicht sein, damit der Hovawart kräftig und schnell agieren und ausdauernd arbeiten kann.

 

   

Curt Friedrich König

  Farbfoto von Hovawarten aus den 20er Jahren
   
 

drei Farbschläge

  Heute werden im Rassestandard die drei Fabschläge
schwarzmarken, blond und schwarz beschrieben

Die Rekonstruktion des Hovawarts begann ab 1922 unter anderem mit der Gründung des ersten zuchtbuchführenden Vereins: der Hovawart Verein für Deutsche Schutzhunde e.V., Thale. Zur Verpaarung kamen zu Beginn überwiegend rasselose Hunde ähnlichen Aussehens, die von Anfang an nach einer von König entworfenen Wesensüberprüfung für die Zucht selektiert wurden. Der Typus des heutigen Hovawarts festigte sich durch die strenge Zuchtauswahl sehr schnell und bereits 1937 wurde der Hovawart als eigenständige Rasse anerkannt.

 

In den folgenden Jahren wuchs die Zahl der Anhänger und Züchter des Hovawarts. Als der zweite Weltkrieg entfachte, litt die Population des Hovawarts, wie auch die vieler anderer Hunderassen, stark unter dem Kriegsgeschehen. Erst als die ersten Jahre der Nachkriegszeit vorüber waren blühte auch die Rassehundezucht von Neuem auf. Es bildeten sich in vielen Teilen Deutschlands kleinere und größere Gruppen, welche die Hovawartzucht wieder aufnahmen. Besonders schnell wuchs dabei der in Coburg gegründete Rassezuchtverein für Hovawarthunde, welcher kurze Zeit später der erste Hovawart-Zuchtverein innerhalb des neu gegründeten Verbandes für das deutsche Hundewesen (VDH) wurde. Mit der Zersplitterung der Zucht auf viele Gruppen entstanden auch unterschiedliche Ziele für die Rasse. Während für die einen weiterhin der eigenständige, überlegsame Wächter im Vordergrund stand, strebten andere die sportlicher orientierte Gebrauchshundezucht an, wo die Trainierbarkeit eines Hundes weiter in den Vordergrund rückte. Durch den Beitritt des Rassezuchtvereins für Hovawarte in den deutschen kynologischen Dachverband war es nun auch nötig, einen Rassestandard aufzustellen, welcher das äußere Erscheinungsbild des Hovawarts genauer festlegte, als es bis dahin der Fall war. Zur dieser Zeit entstand der auch heute für den Hovawart gültige Standard, der ihn unter anderem in den drei Farbschlägen blond, schwarz und schwarzmarken definiert. Auch das Bestreben, den Hovawart als siebte Gebrauchshunderasse innerhalb des deutschen Dachverbandes anerkennen zu lassen, konnte 1964 realisiert werden.

 

   

Amigo vom Wehrhof

  Blond mit Anflug - der Rüde
Amigo vom Wehrhof
   

Jene Züchter, die sich nicht mit den Zuchtzielen des Rassezuchtvereins für Hovawarthunde identifizieren konnten, wurden Mitglied in einem der vielen kleineren Zuchtvereine und -verbände, die sich in der Zwischenzeit gebildet hatten. Sie bündelten ihre Kräfte und züchteten vereinsübergreifend, was eine Vergrößerung der ihnen zur Verfügung stehenden Zuchtbasis ermöglichte. Sie waren nicht an den neu aufgestellten Rassestandard gebunden und behielten auch andere Farbschläge in der Zucht, darunter beispielsweise blonde Hovawarte mit schwarzem Anflug, ähnlich dem Aussehen eines Leonbergers, sowie sogenannte „markenschwarze“ oder „wildfarbene“ Hunde mit schäferhundähnlicher Färbung. Später schlossen sich viele dieser Vereine zur heutigen Hovawart Zuchtgemeinschaft zusammen. In den 80er Jahren trat auch die HZD in den Verband für das Deutsche Hundewesen ein, etwas später gefolgt vom dritten heute im VDH züchtenden Hovawartverein, dem Hovawart Club e.V. Goslar.

 

Mit dem Beitritt dieser Vereine zum VDH änderte sich in den folgenden Jahren nochmal das Erscheinungsbild der Hovawartpopulation, denn von diesem Tag an mussten schweren Herzens einige gute Hovawarte mit den Fellfarben, welche nicht dem Rassestandard entsprachen, aus der Zucht entlassen werden. Dies zeigt umso mehr, dass der Beitritt zum VDH gründlich durchdacht war und dem Wohle der Rasse gewidmet war. Denn die strengen Richtlinien der Zucht innerhalb des VDH sind heute die besten Garanten für eine seriöse Zucht mit Augenmerk auf die Entwicklung der Rasse und dem Wohlergehen jedes einzelnen Zuchttieres. Eine breite Zuchtbasis, eine enge Vernetzung und Kenntnisaustausch unter den Züchtern und strenge zuchthygienische Regeln bieten die besten Voraussetzungen dafür, dass der Hovawart auch in Zukunft eine gesunde, langlebige und leistungsfähige Rasse bleibt.

 

Der Hovawart wird heute von allen drei Vereinen innerhalb des VDH nach dem gleichen Standard gezüchtet. Die drei Zuchtvereine arbeiten eng zusammen und einstige Rivalitäten wurden abgelegt. Die unterschiedliche Gewichtung einzelner Zuchtziele der Vereine sind dabei auch heute noch erhalten geblieben und bieten einem Hovawartinteressenten zusätzliche Auswahlmöglichkeiten nach den eigenen Vorlieben, Möglichkeiten und Ansprüchen bezüglich seines Hovawartes. Dem übergeordnet steht die gemeinsame Hingabe an die Zucht und die Erhaltung des Hovawartes über die Vereinsgrenzen hinweg.  

 

vergleich antu blacky
Die unterschiedlichen Zuchtausrichtungen in der Vergangenheit haben auch die Entstehung eines vielseitigen und variablen Erscheinungsbildes gefördert. Betrachtet man die Statur dieser beiden Rüden wird dies deutlich. Blacky vom Saidenbach (links) besitzt einen leichteren, sportlichen Körperbau, welcher insesondere in den Linien der Gebrauchshundezucht öfter zu Tage tritt.. Antu vom Hof der Vielfalt (rechts) ist hingegen ein Vertreter des derben, kärftigen und knochenstarken Typs.
 

 

Mehr und tiefer gehende Informationen zur Geschichte erhalten Sie beispielsweise auf der Seite des

Hovawart Vereins für Deutsche Schutzhunde e. V., Sitz Thale