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Ein Schritt in die Zukunft ...

 

DNA/Blut-Bank für Hovawarte

 

Noch vor ca. 20 Jahren beschäftigten sich Züchter in erster Linie mit der Räude oder der Hüftgelenksdysplasie. Heute betrachtet man die Vierbeiner, durch immer mehr Wissen differenzierter und schenkt des "Menschen bestem Freund" deutlich mehr Aufmerksamkeit. Man versucht über gezielte züchterische Maßnahmen die Rasse langfristig gut aufzustellen.

 

Dabei scheint sich manchmal die Vermutung aufzudrängen: "Früher war alles besser!"

 

Das kann man so nicht stehen lassen. Beispielsweise lässt sich mit Hilfe von modernen DNA-Analysen heutzutage eine relativ genaue Aussage über bestimmte Erbmerkmale von Individuen treffen. Die Kenntnisse dieser Parameter spielen im Hinblick auf ein gewünschtes Erscheinungsbild mit entsprechenden Leistungs- oder Verhaltenseigenschaften eine nicht mehr zu unterschätzende Rolle.

 

Die Hovawart-Züchter haben diese Möglichkeiten aufgegriffen und bauen seit 2011 mit einer DNA/Blut-Bank eine wertvolle Ressource auf, die gewährleistet, dass in der nahen Zukunft der Anschluss zu modernen Technologien für die Rasse behalten wird.

 

Schon jetzt nutzen viele Hundefreunde DNA-Analysen, um in Vorfeld einer Verpaarung bestimmte Merkmale der potentiellen Eltern abzuklären. Das ist erst der Anfang! Die zunehmende Zahl der Gen-Nachweise, die interessant erscheinen, steht allen Züchtern offen. Was aber nicht heißt, dass ein Mutations-Nachweis zwangsläufig 1:1 von einer Hunderasse auf die andere anwendbar bzw. übertragbar ist. Die Forschung hat gezeigt, dass es hier erhebliche Rasse-Unterschiede geben kann. Somit wäre es ratsam, im Vorfeld, wenn ein Test noch nicht für eine Rasse validiert ist, die Resultate gewissenhaft zu prüfen bzw. zu hinterfragen.

 

In vielen Fällen kann man allerdings ohne DNA nicht mehr recherchieren, aus welcher Linie ein gewünschtes oder unerwünschtes Merkmal gekommen ist. Oft brechen zahlreiche, gut durchdachte Forschungsprojekte daran zusammen, dass man nicht genügend Merkmalsträger mitsamt den dazu gehörigen vollständigen Pedigrees zur Untersuchung bekommt. Oder die Rekrutierung von Probenmaterial gestaltet sich als derart Zeit und kostenintensiv, dass damit eine Aussteuerung des Vorhabens programmiert ist. Eine langfristig angelegte DNA-Bank von Zuchthunden und Nachkommen beugt u.a. diesen Schieflagen vor.

 

Es gibt Vereine und Clubs, welche bereits Ende der 90er Jahre des vergangen Jahrhunderts damit begonnen haben, ihre wertvollen Hunde per DNA/Blut-Asservat zu hinterlegen. Die Entscheidungsträger von damals wurden hierfür teilweise milde belächelt. Aber es zeigte sich schon bald, dass man nicht falsch lag: Die Genomforschung beim Hund hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Allein der Technologie-Schub, dass man schon heute komplette Genome in einer absehbaren Zeitspanne durchmustern kann, stellt uns vor neue Herausforderungen. Bis diese Hoch-Technologie jedoch in einen bezahlbaren Rahmen für Rassehundezüchter gerückt ist, wird es sicher noch etwas dauern. Aber dann sind diejenigen gefragt, welche die relevanten hochwertigen DNA/Blut-Ressourcen vorweisen können und die hiermit vernetzten gut gepflegten Merkmals-Martices parat haben. Die Grundvoraussetzungen für ein effektives Screening.

 

Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang auch, dass eine DNA-Bank von einem Verein selbstbestimmt seinen Verwendungszweck findet. Damit kann jederzeit flexibel agiert werden. Quasi per Vereinsbeschluss werden die Schwerpunkte definiert/gebildet und man entscheidet welche Projekte unterstützt oder selbst initialisiert werden. Ferner schafft der eigene Probenpool auch eine Basis, die wesentliche Rechte an der Nutzbarkeit von neuen Erkenntnissen einräumt. Diese Zusammenhänge sollten in Zeiten von Patentschutz nicht unberücksichtigt vergeben werden.

 

Was bedeutet das?

 

Von den vorliegenden Hovawarten wurde eine EDTA-Blutprobe entnommen. Im DNA-Labor erfolgt neben der Registrierung sämtlicher mit dem Verein vereinbarter Hundedaten, auf Wunsch/Anordnung die Isolation des Erbmoleküls, die Asservierung des Original-Blutröhrchens und ca. 3 ml EDTA-Vollblut wird als Reserve bei Tiefkühltemperaturen sicher gelagert.

 

"Der Goldschatz"

 

Gerade im Hinblick auf die genetische Vielfalt einer Rasse bieten DNA-Banken einen Goldschatz für die Zukunft. So erlauben beispielsweise Analysen am Erbmolekül nicht nur Einblicke in die genetische Diversität einer Rasse. Mit den Genressourcen lassen sich auch züchterisch interessante Merkmale de novo erforschen. Ohne diese DNA/Blut Rücklagen sowie gewissenhafte Datenbankpflege und Austausch zwischen Verein und Labor wäre die Initialisierung von Studien oder die Unterstützung laufender Projekte überhaupt nicht effektiv möglich.

 

Aber die Zukunft bietet für Hovawartzüchter noch mehr:

 

Wenn die HZD ein Projekt in Richtung bestimmter interessanter Erbmerkmale anschieben möchte, versackt das Vorhaben nicht im jahrelangen mühsehligen Proben sammeln. Der Verein kann quasi unabhängig - dank DNA-Bank - von heute auf Morgen selbst bestimmt den Startpunkt und Verlauf der Arbeiten vorgeben. Damit ist sichergestellt, dass auch der Hovawart den verdienten Anschluss an moderne Technologien behält!

 

So zeichnen sich beispielsweise schon heute Möglichkeiten ab, dass wir vielleicht in naher Zukunft das komplette Erbmolekül eines Hovawart-Individuums binnen weniger Tage durchmustern können und weltweit laufende DNA-basierende Studien für unsere Rasse effektiv unterstützen können. Damit werden wir sicher viele hochspannende Erkenntnisse gewinnen. Es muss aber auch mit Rückschlägen und manchmal einem „langen Atem“ gerechnet werden, wenn die Forschung in einer Sackgasse verläuft oder ein neuer Ansatz gewählt werden muss. Die Freude ist umso größer, wenn man als Züchter aus erfolgreichen Projekten, die so unterstützt wurden, Resultate an die Hand bekommt, die man für seine Wurf-Pläne sinnvoll einpflegen kann. Aber es muss immer wieder betont werden, dass diese modernen Technologien nur ein "Hilfsmittel" für jahrzehntelange Züchtererfahrung darstellen!

 

Damit erleben die Hovawartfreunde schon heute, dass man zuchtrelevante Entscheidungen in der HZD nicht aufgrund von Bauchgefühl oder geschürter Hysterie trifft. Stehen in der Zukunft validierte DNA-Tests zur Verfügung werden eventuelle Anlageträger frühzeitig erkannt und können bei entsprechender Zuchtplanung mit gesunden Tieren verpaart werden, die Zuchtbasis wird dadurch nicht eingeschränkt und Merkmalsträger, also mittelbar erkrankte Hunde, treten nicht mehr auf.

 

Züchter und Besitzer werden über ein Hovawart-Gesundheitsmonitoring weiter eingebunden. Forschungsprojekte liefern repräsentative und nachvollziehbar ausgewertete Fakten und Datenerhebungen, so dass man hieran anknüpfend die Entscheidungen fällen kann.

 

Damit ist die HZD auf einem Weg, um die Hovawarte als attraktive Rasse auch für die Zukunft gut aufzustellen.

 

Mit freundlicher Genehmigung von PD Dr. Ina Pfeiffer

 

Anke Damer, 2012